Es sind so oft die einfachsten Dinge im Leben, über die wir stolpern. Wasser trinken, wenn man durstig ist, fragen, wenn man etwas nicht weiß.
Das Leben könnte so einfach sein. Ist es auch. Aber verläuft Ihr Alltag so locker-flockig wie im Werbepot für fettarmen Joghurt? Es gibt 1000 Dinge zu tun und der Tag ist voller Jobs, die sich überschneiden. Es ist eine Endloskette von Arbeiten, arbeiten, arbeiten und es hört einfach nie auf. Die Magazine sind ja voll von guten Tipps wie man mehr Zeit gewinnt. Und doch treffe ich fast nur noch Leute die keine Zeit haben. Kaum spreche ich sie an, schon müssen sie wieder irgendwo hin. Sogar mein Vermieter meinte neulich: „Als Rentner hat man nie Zeit, denn Rentner kommt von rennen.“
Denn mein Papa hat eigentlich immer gearbeitet. Wenn wir nachmittags bei Kaffee saßen, schweifte sein Blick oft über die Wände und dann sagte er so etwas wie: „Da oben müsste mal wieder gestrichen werden.“ Er war einfach immer beschäftigt. So etwas war immer der Killer jedes Gesprächs. Immer, wenn es etwas persönlicher wurde, kam so etwas. Aber so war er halt, mein Papa. „Ordnung ist das halbe Leben“ hat er immer gesagt. Aber leider hat er mir nie sagen können, aus was die andere Hälfte besteht.
Seien Sie präsent
Für jede Art von Tätigkeit ist es notwendig, dass man in der Gegenwart ist. Wenn Sie aber bei der Arbeit in Gedanken an die Diskussion mit Ihrem Chef gestern sind, dann sind Sie nicht präsent. Wenn Sie auf der Autobahn in Gedanken an die Steuernachzahlung sind, sind Sie nicht präsent. Wenn Sie beim Gespräch mit Ihrer Nachbarin an das Abendessen denken, das Sie bald vorbereiten müssen, sind Sie nicht präsent. Tun Sie, was Sie tun, während Sie es tun und nichts anderes. Verabschieden Sie sich vom Multitasking. Tun Sie nur eine Sache auf einmal. Wenn es eine Unterbrechung gibt, dann widmen Sie sich dieser neuen Aufgabe, wenn es wirklich dringend ist. Und dann machen Sie mit der ursprünglichen Sache weiter. Sind Ihre besten Freunde, diejenigen, die immer wieder an ihrem Smartphone herumfummeln, während Sie Ihren Liebeskummer beichten? Ich schätze mal, es sind diejenigen, die wirklich zuhören
Starten Sie jeden Zyklus neu
Jede erledigte Sache gibt uns Energie zurück. Niemand liebt das Chaos wirklich. Mir kommen ja die besten Ideen beim Putzen. Dann muss ich sie auch sofort aufschreiben. Denn wenn ich das nicht sofort tue, dann hat sich diese tolle Idee gleich wieder verflüchtigt. So wie dieser Beitrag hier. Multitasking geht schon mal. Ist aber nicht unbedingt empfehlenswert. Kinder bringen einen ja oft dazu, es doch zu tun. Während ich dies schreibe, bin ich schon zweimal von meiner Tochter gerufen worden. Klar, ihr Hundi ist doch wichtig zum Einschlafen. Nein, jetzt kann ich nicht noch ein Kapitel aus dem Conni-Buch vorlesen. Trotzdem, es ist immer ein Starten-Verändern-Stoppen, auch, wenn ich unterbrochen werde. Auch, wenn die Wohnung aussieht als sei der Kölner Karnevalsverein durchmarschiert, arbeite ich nach diesem Schema. Ich starte damit, alles Geschirr einzusammeln, mache zwischendurch meiner Tochter etwas zu essen, setze meine Arbeit fort und beende sie. Ich tue es zügig, nehme mir aber dafür die Zeit, die ich brauche. Vor allem aber tue ich nur das und nichts anderes – in der Gegenwart.
Natürlich kann eine Aktion oft aus vielen kleinen Unteraktionen bestehen. Es ist nur wichtig, dass Sie sich jede Aktion richtig unterteilen.
Sie bauen zum Beispiel ein Haus und richten sich darin ein.
Das ist natürlich eine große Aktion, die aus vielen kleineren Aktionen besteht. Im Laufe der Jahre müssen Sie immer mal wieder Reparaturen durchführen: Hier eine neue Dachrinne, dort muss der Putz erneuert werden. Irgendwann beschließt der Besitzer, dass sich die Reparaturen sich nicht mehr lohnt und das Haus verfällt. Schließlich muss es abgerissen werden.
Inhaltsverzeichnis
Über das Erschaffen
Alles in Ihrem Leben ist erschaffen worden. Dabei ist es ganz gleichgültig, wer es erschaffen hat. Sie erschaffen es weiter, oder Sie erschaffen etwas gegen die Erschaffung. Bernd verliebt sich in Anna. Er ist Feuer und Flamme für sie, er bekommt schon weiche Knie, wenn er ihre Stimme hört. Das ist seine Traumfrau, sie sieht klasse aus und hat so eine ansteckende Fröhlichkeit, der er nicht widerstehen kann. Er lässt sich einiges einfallen, um die Beziehung zu gestalten. Er bucht Überraschungsurlaube und kauft Blumen. Bernd kocht für Anna (sie ist ganz gerührt, denn er hasst doch das Kochen) und holt den Wagen für sie aus der Werkstatt – er erschafft seine Beziehung. Nach einigen Jahren ist längst Routine in die Beziehung eingekehrt. Wenn sie nach Hause kommt, läuft der Fernseher. Früher kam er ihr schon entgegen und küsste sie, aber heute? Ein müdes Hallo muss reichen. Bernd findet, dass sie nicht mehr genug auf sich achtet. Er denkt, dass sie zugenommen hat und überhaupt, es ist langweilig geworden. Und dieses Genörgel wegen der paar Sachen, die manchmal liegen bleiben, nervt ihn ohne Ende. Bernd hat sich jetzt auf das Gegen-Erschaffen verlegt. Er erschafft nicht mehr seine Wunschbeziehung. Er erschafft jetzt dagegen. Sie haben so das Mittel in der Hand, Ihre Freundschaften, Ihre Ehe, Ihre berufliche Position weiter zu erschaffen. Alle Dinge des Lebens durchlaufen diesen Zyklus. Und wir können dazu beitragen, dass sie erhalten bleiben.
Erschaffen Sie weiter, was Ihnen wichtig ist. Tun Sie es in der Gegenwart, tun Sie es bewusst.
Starten
Kennen Sie Leute, die sich schwer damit tun, etwas anzufangen? Sie brauchen ewig, bis sie in die Gänge kommen. Meinem früheren Chef Günther konnte ich bei einer Neuanschaffung den Prospekte und die drei höhere Preise der Konkurrenz vorlegen, außerdem habe ich ihm die Notwendigkeit und den Nutzen dargelegt und – er muss noch überlegen – wieder und wieder. Er kam einfach nie richtig in die Gänge.
Oder Sie laden Ihre Nachbarin zum Grillen ein und warten auf eine Zusage. Sie weiß es noch nicht, denn sie hat ja noch zwei oder drei andere Einladungen an diesem Wochenende. „Wird das nicht ein bisschen viel?“ Die Antwort kommt dann– am Tag danach: „Ach, war das am Samstag?“ Dann geben aber auch diejenigen, die ständig etwas beginnen und neue Ideen bekommen. Den sehr startfreudigen Typus finden Sie oft unter den Künstlern und Kreativen. Das typische Arbeitszimmer dieses Typus ist oft voller Entwürfe, Skizzen und anderem Krempel.
Verändern
Wenn Sie etwas bearbeiten oder pflegen, dann führen Sie ja weiter, was einmal gestartet oder geschaffen wurde. Immer, wenn Sie zum Erhalt dieser Sache beitragen, betrifft dies diesen Teil des Aktionszyklusses. Alles um uns herum braucht Pflege und Erhaltung. Sie putzen Ihre Wohnung, bringen das Auto zur Werkstatt und schicken nette Geburtstagsgrüße. Das alles tun Sie ja, um das zu erhalten, was ist.
Stoppen
Der dritte Teil des Aktionszyklus ist natürlich das Beenden oder der richtige Abschluss.
Sie beenden eine Arbeit oder einen bestimmten Abschnitt davon und das gewünschte Resultat ist vorhanden. Das Zimmer ist endlich fertig renoviert, die Anträge sind abgeschickt oder die Nachhilfe war erfolgreich und die Noten haben sich verbessert. Zumindest haben Sie sich ein gutes Stück auf ein Ziel hin bewegt. Bitte vergessen Sie nicht, sich dies zu bestätigen: „Geschafft“ „Wir sind fertig“. „Das war´s“. Ein guter Zeitpunkt zum inne halten und dann geht es weiter. Alles, was Sie noch nicht erledigt haben, wird Sie als Rückstand irgendeiner Art durch das Leben gegleiten. Es sind nicht nur die diversen Papierstapel auf Ihrem Arbeitsplatz, sondern auch die alten Konflikte, die immer noch im Raum stehen, oder auch schlechte Erlebnisse, an die Sie immer wieder denken müssen.
Meistens kommt Müdigkeit von einem verfehlten Ziel.
- Sie haben lange Zeit auf ein bestimmtes Ziel hingearbeitet und dann ist alles umsonst. Sie mussten das Bewerbungsgespräch bei Ihrem Traumfirma absagen, weil Ihr Sohn die ganze Nacht nicht geschlafen hat vor Schmerzen und jetzt müssen Sie zum Kinderarzt. Toll, jetzt hat Ihr künftiger Chef gleich den richtigen Eindruck.
- Sie haben nicht realisiert, welche Arbeiten Sie zu Ende gebracht haben. Wie viele Anrufe haben Sie heute gemacht? Wie viele Kunden haben Sie heute bedient? Wie oft haben Sie erreicht, was Sie beabsichtigten? Nicht immer sind Resultate so greifbar wie verkaufte Brote oder verkaufte Dienste. Führen Sie einfach ganz für sich selbst eine Statistik, in dem Sie sich notieren, wie viel Sie erledigt haben. Wenn das nicht möglich ist, dann machen Sie sich einfach selbst klar, worin die heutigen Erfolge bestanden und bestätigen Sie sich dafür.
- Es ist nicht das gewünschte Ergebnis entstanden. Möglicherweise muss die Arbeit a) korrigiert oder b) ergänzt werden, oder c) noch einmal von Grund auf neu gemacht werden. Im schlimmsten Fall d) muss zuerst der entstandene Schaden behoben werden und dann muss die Arbeit von Grund auf neu gemacht werden. Die Suppe ist angebrannt, versalzen, ungenießbar. Da hilft alles Jammern nichts, das ist jetzt Müll.
- Sie haben sich zu viel auf einmal vorgenommen. Unterteilen Sie die Arbeit sinnvoll.
- Sie sind im falschen Job, oder etwas anderes läuft hier ganz grundlegend falsch! Die Tage schleppen sich dahin wie der tägliche Stau auf der tägliche Stau auf der A5. Sie fragen sich, was zum Teufel Sie hier eigentlich noch tun.
Sehen Sie nun das wunderbare Multitasking in einem etwas anderem Licht? Bitte schreiben Sie mir, welche Erfahrungen Sie damit gemacht haben.
Viel Erfolg!