Mein Weg zu mehr Bewusstsein

Jeder von uns hat sie, kaum jemand redet darüber – die blinden Flecken im Leben. Es sind die Bereiche in unserem Leben, die für uns so gut erreichbar sind wie diese komische juckende Stelle am Rücken- was ist das bloß? Übertragen wir das auf unser Leben, dann sind das die Eigenschaften unserer Persönlichkeit, die wir schon lange mit uns herumschleppen und so wenig wissen.  Hier meine eigenen Erfahrungen mit Seiten unseren Daseins, über die so wenig wissen, aber doch irgendwie damit zurecht kommen.

Gute Freunde kennen uns manchmal besser als wir uns selbst. Sie sehen eine Seite von uns, für die wir einfach blind sind. Sie wissen schon vorher, dass wir in Schwierigkeiten geraten, weil wir uns schon wieder mit dem Typ Frau einlassen, der uns schon x mal in Schwierigkeiten brachte. Sie wissen, wenn wir zu viel trinken, uns einen besseren Job suchen sollten oder einen irgendwie ungesunden Lebensstil entwickelt haben.

Aber wollen wir so etwas überhaupt hören? Wir leben schon so lange mit unseren Macken. Aber können wir es einfach ändern? Wollen wir es überhaupt? So schlimm ist es auch wieder nicht. Es geht ja auch so irgendwie weiter.  Und was sagen die Experten dazu?  „Lernen Sie damit zu leben“, „akzeptieren Sie sich, wie Sie sind“. Na bitte, da steht es. Ich bin wie ich bin. Wer kann schon über seinen Schatten springen? Das Leben ist halt so. Merken Sie es? Ich spreche aus eigener Erfahrung und hier ist die ungeschönte Wahrheit.

Meine Komfortzone und ihre unkomfortablen Nebenwirkungen

Mit  22 war die Welt noch in Ordnung. Ich hatte früher kein Problem mit denen „da draußen“, denn ich habe mir einfach meine eigenes kleines Glashaus geschaffen und darin habe ich mich wohl gefühlt. Ich hatte ein echtes Problem mit Autoritäten. Andere hatten mir bitte nicht zu sagen, was ich zu tun habe. Also habe ich einfach als  Alleinkoch gearbeitet und hier hatte ich mein eigenes chaotisch-kreatives Reich. Ich ging in meiner Rolle richtig auf. Ich hatte Narrenfreiheit, einfach herrlich. Die Gäste liebten mein Essen und ich liebte meine Arbeit. Und nach getaner Arbeit ging es ins Nachtleben. Fast jede Nacht gefeiert und dann bis zum Mittag den Rausch ausschlafen. Frühstücken, wieder zur Arbeit und so weiter. Klingt das irgendwie ungesund? Das war es auch! Aber für mich hätte es ewig weiter laufen können.

Der Sinneswandel

Aber von einem Tag auf den anderen sollte diese hübsche kleine Welt ins Wanken geraten.  Ich war so unglücklich verliebt, dass es mich buchstäblich durchrüttelte. Durch meine eigene Dummheit habe ich es vermasselt. Auch körperlich ging es mir richtig schlecht, ich fühle mich völlig erschöpft und eine sehr schmerzhafte Nervenentzündung machte mir das Leben schwer. Während ich nun grübelnd die Trümmer dieser Beziehung betrachtete, keimte in mir der Gedanke auf, dass ich vielleicht etwas verändern sollte. Vielleicht hat diese Krise, in der ich steckte, ja etwas zu bedeuten. Vielleicht gibt es etwas, das mir das Leben sagen möchte. Mit diesen Fragen im Gepäck stieß ich auf die Bücher von Thorwald Dethlefsen „Schicksal als Chance“ und „Krankheit als Weg“.

All die bösen Menschen und die unliebsamen Ereignisse sind in Wirklichkeit nur Boten, sínd Medien, das unsichtbare sichtbar zu machen. Wer dies begreift und bereit ist, Verantwortung für sein Schicksal zu übernehmen, verliert alle Angst vor dem bedrohenden Zufall. Thorwald Dethlefsen

Verantwortung übernehmen? Sich auf sich selbst besinnen? Ja, das macht Sinn. Mein Nachbar praktizierte Transzendentale Meditation und ich fackelte nicht lang. Denn das musste wieder mal ein  Wink des Schicksals sein. Ich kam beim Meditieren zur Ruhe und schaute in mich selbst hinein. Oder irgendwohin, wo mich das sogenannte Unterbewusstsein führte. Jeden Tag, viele  Stunden habe ich meditiert. Und nun? Brachte mich das weiter, oder marschierte ich mich nur im Kreis? Ich musste erkennen, dass ich im Dunkeln tappte.

Der Test, mein Leben und ich

Ich lernte über eine sympathische junge Frau eine kleine Gruppe kennen, die mich zunächst eher skeptisch machte. „Verein für intrauniverselle Kommunikation“, das klang ja erst mal unverdächtig. Sie studierten im Wohnzimmer Dinge, die mir geheimnisvoll vorkamen. Merkwürdigerweise wollte mich dort niemand zu irgendetwas überreden oder überzeugen, man konnte kommen und gehen, wann man wollte. Für einen freiheitsliebenden Menschen wie mich ein entscheidender Punkt. Darum  siegte die Neugier, mein Bullshit- und Sektenradar blieb stumm. Und da ich immer noch an meine eigene Stärke glaubte, war ich überzeugt, dass dies keine Einbahnstraße sein könne. Vielleicht brachte es ja wirklich was. Und was der Test ergab, war eindeutig.
Mein Sinn für Realität war beeinträchtigt, ich hatte wohl die sprichwörtlichen Tomaten auf den Augen. Ich fühlte mich von der Welt verkannt und ungerecht behandelt. Vor allem war ich viel zu selbstkritisch mit anderen und auch mit mir selbst. Die Kurve des Tests sprach für sich und ich fühlte, dass da was dran sein könnte.

Das Trainieren des Bewusstseins

Die Entwicklung von inneren Werten ist ähnlich wie körperliche Bewegung. Je mehr wir unsere Fähigkeiten trainieren, desto stärker werden wir. Der Unterschied ist, dass im Gegensatz zum Körper, es in der Entwicklung des Geistes kein Limit gibt, wie weit wir gehen können. Dalai Lama

Ein Kommunikationskurs wurde gebucht.  Ich habe mit einer Anleitung um „besser miteinander reden zu können“ gerechnet. Aber als wir begannen zu trainieren, war ich total überrascht. So etwas hätte ich niemals erwartet. Ich hatte nicht nur unglaublich viel Spaß. Der Kurs hat mir auch buchstäblich die Augen geöffnet. Ich habe dort nämlich gelernt, die Dinge gründlicher und genauer zu betrachten. Diese unscheinbaren Übungen haben in ein paar Tagen mehr in mir bewegt, als das all das Meditieren der letzten Jahre. Tatsächlich ging es in diesen Übungen darum, Bewusstsein über unsere Kommunikation an sich zu schaffen. Ich wurde mit vielen Triggern konfrontiert, die hier als Knöpfe bezeichnet wurden. Als Knopf wird etwas bezeichnet, auf das wir reagieren, ohne es zu wollen oder zu beabsichtigen – ein Knopfdruckmechanismus eben. Das kann ein Reizwort, Mimik oder eine Geste sein, das unser Trainingspartner hervorbringt und uns dazu bringt zu reagieren. Unser Trainer verwendet jetzt immer wieder diesen Reiz, bis der „Knopf flach gemacht“ wurde.  Das Resultat ist letztlich nicht etwa eine gefühlkalte, starre Haltung. Genau das Gegenteil ist der Fall. Man lernt sich selbst besser kennen und wird dadurch sehr viel authentischer.

Dieses Trainieren führte dazu, dass ich mein Leben und die Dinge um mich herum anders und bewusster wahrnehmen konnte. Somit wurde das Betrachten und Denken selbst zur Meditation. Ich konnte mich mit der Zeit sehr leicht in andere Menschen oder Situationen hineinversetzen.

Fazit

Es gibt unzählige Wege, die mehr Bewusstsein versprechen. Die einfachsten Methoden sind nicht immer die besten. Wenn es beim Praktizieren  kaum irgend welche Hürden zu überwinden gibt, und es nur darum geht, sich zu „gut“ zu fühlen,  sollten Sie sich fragen, ob Ihnen dies auf Dauer genug ist. Denn Entspannung allein reicht nicht aus, um die eigenen Grenzen des Bewusstseins zu überschreiten.

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