Wie positives Denken unserer Persönlichkeitsentwicklung schaden kann

wie positives denken schaden kann

Wenn Sie sich schon immer gefragt haben, ob positives Denken wirklich so wichtig ist, dann lesen Sie weiter!

Die Welt der Spiritualität (und manchmal auch der Psychologie) ist voll von Tipps, wie wir uns von negativen Gedanken oder Energien fern halten können. Aber wie sinnvoll ist positives Denken und vor allem: Ist es wirklich gut für uns?

Viele Menschen glauben, dass positives Denken der Schlüssel zu einem glücklichen und erfüllten Leben ist. Aber ist das wirklich so? Oder kann es auch negative Auswirkungen haben, wenn wir uns immer nur auf die positiven Dinge konzentrieren?

In diesem Artikel werden wir uns mit den Schattenseiten des positiven Denkens beschäftigen und ergründen, warum es manchmal besser ist, sich auch negativen Gefühlen und Erlebnissen zu stellen.

Gefühle zulassen

Gefühle wie Ärger, Angst und Trauer gehören genauso zu unserem Leben wie Freude, Interesse und Glück. Eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung bedeutet auch, den Umgang mit Enttäuschung, Schmerz und Wut zu lernen. Sehr deutlich wird dies bei  Kindern. Sie brauchen unseren Trost und unser Mitgefühl. Wenn wir dabei aber zu weit gehen, bringen wir sie möglicherweise dazu,  ihre Gefühlsausbrüche zu unterdrücken. Sie schlagen sich die Knie auf, werden von Mitschülern beleidigt oder ungerecht behandelt. Dabei machen sie einige unangenehme Erfahrungen, mit denen sie fertig werden  müssen. Wohin also mit der Wut? Weinen und Schimpfen sind natürliche Ventile unseres Verstands. Gut gemeinte Ratschläge und Kommentare wie „ist doch nichts passiert“, „nicht weinen“ oder „mach dir nichts draus“ können diese erlösenden Gefühlsausbrüche verhindern.

Polariäten bringen uns voran

Wir leben in einer Welt der Polaritäten, die miteinander korrespondieren. In der Natur und Physik finden wir viele Beispiele, wie gegensätzliche Kräfte miteinander arbeiten. Das Prinzip der Männlichkeit und Weiblichkeit, Tag und Nacht, und auch das Plus und Minus in einem Elektromotor funktionieren auf dieser Basis. Gegensätzliche Kräfte in uns und um uns herum erzeugen Spannungen, doch ohne sie wird es keine Bewegung oder Weiterentwicklung geben. Sie treiben uns an und sie helfen uns dabei, uns selbst zu definieren.

Sobald wir aber versuchen, schwierige Erfahrungen oder Gefühle zu vermeiden, trennen wir uns von dieser Verbindung. Wir schaffen wir uns eine harmonische Blase und die Gefahr besteht, dass wir emotional verkümmern.

Ob es Ihnen gefällt oder nicht: In einem geschützten Raum der behaglichen Freude werden wir nicht wachsen.

Wenn Sie sich selbst dazu bringen, negative Gefühle zu unterdrücken, wird dies nicht ohne Folgen bleiben. Die Konflikte schwelen weiter in unserem Bewusstsein und eine Verdrängung wird sie sogar noch weiter verstärken.

Emotionen sind die Boten unseres Unterbewusstsein

Unsere Gefühle geben uns Hinweise darauf, welche Lektionen im Leben wir noch vor uns haben. Es ist also nicht klug, sie weg zu schicken, nur weil sie gerade unbequeme Nachrichten überbringen.

Zwingen wir uns also nicht zu positivem Denken, wenn uns überhaupt nicht danach ist. Stattdessen sollten wir das Leben in all seinen Facetten leben. Stellen wir uns auch den unschönen Seiten des Lebens und wachsen wir daran.

June Singer, eine bekannte amerikanische Psychologin, formulierte es so:

Es ist eine einfache Sache zu sagen „Sei du selbst“, aber eine ganz andere Sache zu wissen, wer du wirklich bist. Wie kannst du du selbst sein, wenn du dieses Selbst nicht kennst? Daher wird der Prozess der Individuation zu einem Streben nach Selbsterkenntnis.

Falsche Positivität kann sogar schädlich sein. Ist eine Person über längere Zeit hinweg niedergeschlagen oder verstimmt ist, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass sich zu viele negative Erlebnisse und Enttäuschungen in uns aufgestaut haben. Der Ratschlag, uns auf positive Denken zu konzentrieren, kann das Gefühl bewirken, selbst daran schuld zu sein, wenn wir uns nicht selbst aus dem Strudel der negativen Gefühle befreien können. Diese Schuldgefühle sind dann ein zusätzlicher Ballast, der uns immer tiefer runterzieht.

Positiv denken ist nicht genug

Ein Klient geht nicht zu einem Therapeuten oder Life Coach, weil gerade alles in seinem Leben bestens läuft. Er sucht Hilfe, weil er in einem Gewirr aus negativen Gedanken und Emotionen verheddert hat. Eine unvoreingenommene dritte Person kann dem Klienten helfen, wieder klarer zu sehen. Diese schwierige Aufgabe setzt einiges an Knowhow und auch Ausdauer voraus. Es kann eine Weile dauern, bis sich der Klient von der Vergangenheit mit all seinen schmerzlichen Erinnerungen gelöst hat. Ein Ratschlag wie „sei du selbst“ oder „konzentriere dich auf das Positive“ kann zu Frustration und Misserfolgen führen. Die Arbeit an sich selbst braucht Zeit, was jeder seriöse Life Coach oder Therapeut bestätigen wird. Wenn Sie sich also das nächste Mal schlecht fühlen, bitte ich Sie einfach inne zu halten und dieses Gefühl zuzulassen. Das Wahrnehmen des Istzustands wird Ihre erste Aufgabe sein. Werden Sie also ehrlich mit sich selbst. Und wenn Sie den Weg der persönlichen Weiterentwicklung gehen wollen, ist dies durchaus ein wichtiger Schritt.

Was unsere Wegwerfgesellschaft und positives Denken gemeinsam haben

Die Sehnsucht nach einer einfachen Lösung für Konflikte entspricht auf erschreckende Weise der Haltung unserer Konsumgesellschaft. Wir lieben die weißen romantischen Sandstrände, vergessen aber den Müll, den wir dort hinterlassen. So wie wir mit unserer Umwelt umgehen, handhaben wir auch unsere Gedankenwelt. Was uns nicht passt, erklären wir einfach für nicht existent, es wird einfach in unserem mentalen Mülleimer entsorgt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Unangenehme Gefühle sind nicht per se „schlecht“. Sie sind nun einmal da. Probleme sind allerdings etwas durchaus Reales. Und so sollten wir uns besser mit unserem Innenleben auseinandersetzen. Denn alles, was wir wegwerfen, wird wie ein Bumerang zu uns zurück kommen und uns auf die eine oder andere Weise treffen.

Fazit

Die Arbeit an sich selbst braucht Zeit, was jeder seriöse Life Coach oder Therapeut bestätigen wird. Wenn Sie sich also das nächste Mal schlecht fühlen, bitte ich Sie einfach inne zu halten und dieses Gefühl zuzulassen. Das Wahrnehmen des Istzustands wird Ihre erste Aufgabe sein. Werden Sie also ehrlich mit sich selbst. Und wenn Sie den Weg der persönlichen Weiterentwicklung gehen wollen, ist dies durchaus ein wichtiger Schritt.

Teilen Sie diesen Beitrag:

Mehr Beiträge

Senden Sie mir eine Nachricht

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen